Priwall

Der Priwall ist eine Ostseehalbinsel und gehört zum Lübecker Stadtteil Travemünde, mit dem er über eine durchgehend betriebene Autofähre verbunden ist. Im Sommer verbindet tagsüber zudem eine Fußgängerfähre unweit der Nordermole Travemünde mit dem Priwallstrand.

Der ursprünglich auf mecklenburgischem Gebiet liegende Priwall kam bereits 1226 zu Lübeck. Damit wurden Lübecks Rechte an der Trave bestätigt. In den darauffolgenden Jahrhunderten wurde durch Ausbaggerungen und den Bau von Molen und Signalanlagen die Situation für die Traveschifffahrt ständig verbessert. Erste touristische Nutzungen kamen Ende des 19. Jahrhunderts auf. Die Priwall-Badeanstalt und die dortige Pferderennbahn waren bei Urlaubern sehr beliebt, erste Wochenendvillen entstanden.

Der Priwall kann auf einen interessanten Abschnitt in der Geschichte der frühen deutschen Luftfahrt zurückblicken. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war er Start- und Landplatz für Zeppeline. Mit Beginn des Ersten Weltkrieges wurden hier von den Caspar-Werken Wasserflugzeuge gebaut. Mitte der 1920er Jahre nahm die Lufthansa vom Priwall aus den Flugbetrieb nach Skandinavien und zu einigen innerdeutschen Zielen auf. Schließlich übernahm die Reichsluftwaffe 1935 das Gelände. In dieser Zeit wurde auch ein Krankenhaus auf dem Priwall gebaut und im Zweiten Weltkrieg als Lazarett genutzt. Die Ruinen des Luftzeugamtes Pötenitz sowie Betonplatten als Überreste der Landebahnen auf der dem Strand abgewandten Seite des Priwalls zeugen noch von diesem Kapitel der Geschichte. Von 1939 bis 1945 war der Priwall für Zivilisten gesperrt. Der heutige Passathafen wurde als U-Boothafen genutzt. Auf dem Priwall existierten während der NS-Zeit mehrere Zwangsarbeiterlager.

Nach dem Krieg wurde der Priwall durch die innerdeutsche Grenze von seinem direkten Landzugang im Osten abgeschnitten. Mehr als vierzig Jahre lang konnte man die Halbinsel nur noch per Fähre erreichen. Die DDR-Grenzanlagen begannen unmittelbar hinter dem FKK-Strand. Heute kann man in den Dünen noch den Sockel eines Wachturmes und Überreste der Stromversorgung finden.

Der Priwall bietet Besuchern einige Sehenswürdigkeiten. Vom Strand aus kann man das Auslaufen der großen Fähren nach Skandinavien beobachten. Auf der südlichen Seite des Priwalls liegt das Naturschutzgebiet Pötenitzer Wiek, ein Teil der Traveförde. Hier herrscht Ruhe auch in trubeligen Hauptsaisonzeiten. Bei Spaziergängen an der Wiek kann man das Leben der Wasservögel gut beobachten.

Der Priwall beherbergt auch einen Yachthafen. Die größte Attraktion ist die fast 100 Jahre alte Viermastbark Passat, die als Museumsschiff auch von innen besichtigt werden kann. Direkt am Passathafen gelegen findet man die Ostseestation, ein Aquarium mit heimischen Meerestieren und einem angegliederten Umweltinformationszentrum. Mit seinem breiten naturbelassenen Sandstrand, der nach Osten hin immer menschenleerer wird, ist der Priwall ein beliebtes Ziel für Badegäste. Wer gut zu Fuß ist, findet hier auch in der Hauptsaison noch ein einsames Plätzchen in den Dünen.

Ein Besuch des Priwalls mit Kindern ist sehr empfehlenswert.

 

Der Priwall in Lübeck-Travemünde