Musikhochschule und Große Petersgrube

In der Großen Petersgrube finden sich fast alle Baustile aus der Geschichte Lübecks wieder. Auf der Ostseite versteckt sich hinter den in ihrer ursprünglichen Gestaltung erhaltenen Fassaden alter Bürgerhäuser ein moderner Baukörper, in den die einzige Hochschule für Musik in Schleswig-Holstein eingezogen ist.

Die heutige Musikhochschule ist aus einer 1911 gegründeten privaten Musikschule hervorgegangen und befindet sich in der Großen Petersgrube unterhalb der Petrikirche. Dort wurden in einem umfangreichen Sanierungsprojekt 22 Altstadthäuser über zwei Straßenzüge (Große Petersgrube, Depenau) durch Gänge, Innenhöfe und den Durchbruch von Brandwänden miteinander verbunden. Die Art und Weise der Restaurierung dieser alten Bürgerhäuser ist im Rahmen der Lübecker Altstadtsanierung durchaus umstritten. Denn hinter den einmaligen und annähernd vollständig erhaltenden Fassaden verbirgt sich ein zusammenhängender moderner Baukörper, der die historische Nutzungsstruktur vollkommen durchbricht. Zur Obertrave hin beschließt ein Neubau, der den großen Konzertsaal und das Foyer beherbergt, das Gebäudeensemble.

Der Haupteingang der Musikhochschule befindet sich in der Großen Petersgrube 21. Dieses Haus ist eines der beeindruckendsten spätbarocken Häuser in Lübeck überhaupt. Der Zugang ist auch ohne Stadtführung möglich. Man sieht die typische Dielenausstattung eines reichen hanseatischen Kaufmannshauses mit Kücheneinbau, Haupttreppe und Galerie. Von hier aus hat man Zugang zu weiteren Innenräumen, die teilweise noch originale Ausstattung aufweisen. Beeindruckend sind vor allem die spätbarocken Großdielen mit umlaufenden Galerien sowie der Rokokosaal in der Nr. 23.

Geschäftiges Treiben herrscht in den labyrinthartigen Räumen und Gängen der Musikhochschule, in der knapp 500 junge Menschen aus vielen Ländern der Welt studieren. Seit kurzem hat die Hochschule mit der Holstentorhalle weitere Räume für Proben und Unterricht erhalten. Die 1913 erbaute Ausstellungs- und Kongresshalle steht unter Denkmalschutz. Sie wurde nach einem Umbau 2007 der Musikhochschule zur Nutzung übergeben und ist durch eine neue Fußgängerbrücke an der Obertrave vom Hauptgebäude aus leicht zu erreichen.

Auch die Große Petersgrube lohnt eine Besichtigung allemal. Die restaurierten Fassaden stehen für fast alle Stilrichtungen, die in Lübeck gebaut worden sind. Aus der Zeit der Gotik stammen die Fassaden der Häuser Nr. 7, 11, 15 und 25. Der Stil der Renaissance ist erkennbar bei der Nr. 4 und Nr. 10. Der Barock hat die Fassade der Nr. 9 geprägt, vom späten Rokoko erzählen die Nr. 21 und 23. Schließlich sind klassizistische Fassaden an den Häusern Nr. 12, 13, 17 - 19, 27 und 29 zu betrachten.

Weiter oben finden sich weitere Beispiele für heute nicht mehr als sachgemäß geltende Sanierungspraktiken. So wurde das Haus Nr. 15 ebenso wie die Nr. 4 vollständig entkernt, nur die Fassaden blieben erhalten. In der Großen Petersgrube 8a findet sich ein Beispiel für engagierten, der städtebaulichen Situation angepassten Neubau. Lediglich die verglasten Erker werden kontrovers diskutiert.

Ein Besuch der Musikhochschule und Großen Petersgrube ist auch mit älteren Kindern empfehlenswert.

Die Räume der Musikhochschule sind nur teilweise mit dem Rollstuhl zu erreichen. Die Große Petersgrube ist recht steil.

Tipp: In der kleinen Mensa können auch Gäste einen Imbiss zu sich nehmen, bei gutem Wetter kann man seinen Kaffee im ruhigen Innenhof genießen. Während des Semesters werden mehrfach in der Woche kostenlose kleine Konzerte und Klassenvorspiele angeboten, nähere Informationen dazu beim Pförtner.

 

Musikhochschule und Große Petersgrube in Lübeck
Karte Innenstadt LübeckPosition Musikhochschule in Lübeck