Katharinenkirche zu Lübeck

Anders als die anderen Lübecker Altstadtkirchen hat St. Katharinen keinen Turm. Sie gilt unter den Bettelordenskirchen wegen ihrer eigenwilligen Raumgestalt und Formensprache als Meisterleistung gotischer Baukunst.

Die Kirche wurde in den Jahren 1303 bis etwa 1356 an Stelle eines Vorgängerbaus als dreischiffige Basilika erbaut und war Teil des ehemaligen Franziskaner-Klosters, das von 1225 bis zur Reformation an dieser Stelle bestand. Das Grundstück im Winkel von König- und Glockengießerstraße war dem Kloster vom Rat der Stadt geschenkt worden. Die Anlage musste sich zu jener Zeit bereits in die umliegende Bebauung einpassen. Deutlich sichtbar ist das am nördlichen, der Straßenflucht folgende Seitenschiff, das zum Eingang asymmetrisch zuläuft. Gotteshäuser des Bettelordens der Franziskaner durften keine Türme besitzen, so ist die Glocke im Dachreiter untergebracht. Das Kloster war der Hauptsitz der Kustodie Lübeck, der Ordensorganisation im wendischen Quartier der Hanse.

Südlich der Kirche befand sich die Klosteranlage mit zwei Kreuzganghöfen und den Klausurbauten. Im Zuge der Reformation zog in einen Teil dieser Räume im März 1531 eine Lateinschule ein, aus der sich das bis heute bestehende altsprachliche Gymnasium Katharineum entwickelte. Im ehemaligen Dormitorium des Klosters wurden eine Bibliothek eingerichtet, heute als „Scharbausaal“ Teil der Stadtbibliothek Lübeck und bei öffentlichen Führungen und Veranstaltungen zugänglich.

Sehenswert sind der für die Kirche eines Bettelordens außergewöhnlich aufwändige Hochchor über einem dreischiffigen, gewölbten Unterchor, die noch aus gotischer Zeit stammende Triumphkreuzgruppe sowie das Chorgestühl im Hochchor von 1329. Ein Fresko, das den Ordenspatron Franz von Assisi zeigt, schmückt den Treppenaufgang zum Hochchor.

Die Katharinenkirche war ein besonders beliebter Bestattungsplatz Lübecker Bürger. Neben drei Bischöfen wurden mehr als 100 Angehörige namhafter Familien hier begraben, der gesamte Fußboden in der Kirche besteht aus Grabplatten.

Während der Besetzung Lübecks durch die Franzosen (1806–1813) wurde die Kirche entweiht und unter anderem als Lazarett genutzt. In den kommenden zwei Jahrhunderten kam es zu unterschiedlichen Nutzungen für Konzerte, Ausstellungen und andere Veranstaltungen. Nach der Zerstörung der großen Innenstadtkirchen beim Luftangriff 1942 wurden vorübergehend wieder Gottesdienste in St. Katharinen abgehalten. Einzelne Kapellen werden bis in die Gegenwart von der russisch-orthodoxen und der griechisch-orthodoxen Kirche genutzt. Seit Beginn der 1980er Jahre ist die Katharinenkirche eine Museumskirche der Hansestadt Lübeck, in der wechselnde Ausstellungen zu sehen sind. Ein berühmter Figurenfries von Ernst Barlach und Gerhard Marcks ziert heute die Backsteinfassade zur Königstraße.

Die Kirche ist von April bis September geöffnet
Do/Fr/Sa | 12-16 Uhr

Für einen Besuch mit Kindern bedingt geeignet.

Mit dem Rollstuhl zugänglich.

 

Katharinenkirche in Lübeck
Karte Innenstadt LübeckPosition Katharinenkirche in Lübeck