Lübecker Hauptbahnhof

Der Hauptbahnhof ist gut 100 Jahre alt. Täglich werden dort etwa 220 Zugfahrten – hauptsächlich im Regionalverkehr – abgewickelt. Für das denkmalgeschützte Gebäude wurden typisch norddeutsche Bauelemente und Materialien verwendet, die Bauform ist betont sachlich und knüpft an Industriebauten an.

Dass die Freie und Hansestadt Lübeck einmal ein eigenständiges Eisenbahnnetz unterhielt und mit der "Lübeck-Büchener Eisenbahn" selbst die Schaffung eines regionalen Eisenbahnnetzes initiierte, ist längst Geschichte. Lübeck verfügte bereits seit 1851 über einen Bahnanschluss. Die erste Eisenbahnlinie führte über Ratzeburg und Mölln nach Büchen. 1865 kam die Strecke nach Hamburg dazu. Der erste Lübecker Bahnhof wurde 1854 als Kopfbahnhof im spätklassizistischen Stil unweit des Holstentores im Bereich der Wallanlagen gebaut, dazu wurde das dort noch vorhandene äußere Holstentor abgebrochen.

Bereits gegen Ende des 19. Jahrhunderts konnte der alte Bahnhof das zunehmende Verkehrsaufkommen nicht mehr bewältigen. Nach dem Entwurf des Architekten Fritz Klingholz begann man mit dem Bau eines neuen Hauptbahnhofes weiter nördlich am heutigen Standort auf den Rethteich-Wiesen. Die Pläne Klingholz' zeichnen sich durch eine sachliche Gestaltung im Sinne der Heimatschutzarchitektur aus, die auf historisierende Elemente verzichtet und stattdessen für die Region typische traditionelle Bauformen und Materialien – in diesem Fall den Backstein – verwendet. Eine etwa 100 m lange Bahnsteighalle überspannt zehn Gleise, die gesamte Bahnhofshalle ist 130 m lang und 85 m breit. An das Empfangsgebäude schließt sich rechts ein Flügel an, in dem ursprünglich Gastronomie untergebracht war. Die Kleinbahn nach Bad Segeberg hatte zunächst neben der Bahnhofshalle einen eigenen Bahnsteig. Sie wurde 1967 stillgelegt.

In der Zeit der deutschen Teilung war Lübeck Grenzbahnhof zur Sozialistischen Besatzungszone bzw. DDR. Der Bundesgrenzschutz kontrollierte die Interzonenzüge, die in der Regel von Hamburg oder Köln über Lübeck nach Rostock fuhren. Während früher mehrere D-Züge von Lübeck bis nach Italien fuhren, findet heute internationaler Verkehr nur noch über die Vogelfluglinie nach Skandinavien sowie seit dem Fall des Eisernen Vorhangs auch nach Polen statt. Obgleich Lübeck ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt in Schleswig-Holstein und der frequenzstärkste Bahnhof im Bundesland ist, war er bis vor wenigen Jahren nur mit Dieselloks erreichbar. Die Anlagen entsprachen sowohl in technischer Hinsicht wie von der Ausstattung nicht mehr den Erfordernissen der Zeit. 2003 begann die Deutsche Bahn mit umfangreichen Umbauten am Bahnhof. Endlich wurde 2006-2008 auch die am stärksten befahrene Strecke Hamburg-Lübeck-Travemünde elektrifiziert.

Bei den Umbaumaßnahmen spielten denkmalpflegerische Auflagen eine große Rolle. Alle vier Bahnsteige mussten wegen der Elektrifizierung abgerissen und erhöht werden. Die alte Zughalle wurde demontiert und unter Verwendung eines großen Teils der alten Stahlträger neu wieder aufgebaut, die Wiederherstellung der historischen Verglasung des Daches ließ die Bahnsteighalle deutlich heller werden. Auch das Empfangsgebäude wurde grundlegend saniert. Die offizielle Übergabe des erneuerten Bahnhofes fand im Dezember 2008 zum 100jährigen Jubiläum statt, das Reisezentrum ist allerdings erst 2009 wieder ins Hauptgebäude zurückgekehrt.

Der Lübecker Hauptbahnhof ist ebenerdig zugänglich, alle Bahnsteige sind durch Fahrstühle erschlossen.

Der Hauptbahnhof in Lübeck
Karte Innenstadt LübeckPosition Hauptbahnhof in Lübeck