Der Aegidienhof in Lübeck

Der romantisch in der Altstadt gelegene Aegidienhof ist heute das größte soziale Wohnprojekt in Schleswig-Holstein. Hier leben seit Beginn des neuen Jahrtausends etwa 80 Menschen in zwölf Häusern, die sich um einen gemeinsamen Hof gruppieren. Im Projekt leben Familien und Alleinstehende, Junge und Alte, Menschen mit und ohne Behinderungen. Arbeit und Wohnen unter einem Dach, nachhaltige und ökologische Energieversorgung, gemeinsam organisierte Veranstaltungen – das gehört mit zum Konzept des Wohnprojektes.

Die Geschichte des Hofes ist ebenso vielfältig wie seine Bewohnerschaft. Bereits gegen Ende des 13. Jahrhunderts entstand mit dem Aegidienkonvent das erste Haus des Ensembles an der St.-Annen-Straße. Dort lebten fromme Frauen, die Beginen, in klosterähnlicher Gemeinschaft. Einige Jahre später wurde das benachbarte "Michaelishus" gebaut, das ebenfalls einer Schwesternschaft als Unterkunft diente. Nach der Reformation wurde aus dem Schwesternstift ein Waisenhaus, zu Beginn des 17. Jahrhunderts kam in der angrenzenden Weberstraße ein Neubau für die Unterbringung der Waisenkinder dazu.

In der Mitte des 19. Jahrhunderts erfolgte eine Umnutzung der Gebäude zum Armenhaus, und dem Komplex wurde in der Mitte des Hofes ein Inspektorenhaus zugefügt. Kurz vor der Wende zum 20. Jahrhundert wurde an der Stavenstraße neu gebaut; hier entstand ein massiver gründerzeitlicher Gebäudekomplex mit neogotischer Fassade.

Nach dem Zweiten Weltkrieg baute die Stadt Lübeck den gesamten Gebäudekomplex, und das Sozialamt zog ein. Zwischen den einzelnen Häusern wurden Brandwände für Durchgänge geöffnet, andererseits Straßenzugänge verschlossen. Als 1998 der Auszug der Sozialbehörde beschlossen worden war, , suchte die Stadt Lübeck nach neuen Nutzern. Ein Lübecker Planungsbüro, das bereits andernorts Erfahrungen mit Wohnprojekten gewonnen hatte, konnte die Stadt für den Verkauf an die Baugemeinschaft Aegidienhof gewinnen. Die neuen Eigentümer sanierten die alten Gebäude im steten Austausch mit der Denkmalpflege und machten viele Bausünden des 20. Jahrhunderts rückgängig. Dabei kamen im ehemaligen Beginenhaus spätmittelalterliche Heiligenbilder zum Vorschein.

Darüber hinaus liegt der Baugemeinschaft eine ökologische Haustechnik am Herzen. Alle Wohnungen sind gut isoliert und werden mit einem gemeinsamen Blockheizkraftwerk beheizt, eine Regenwasserzisterne sorgt für Wasserersparnis. Der Innenhof wurde entsiegelt und zu einem grünen, autofreien Aufenthaltsbereich für alle Bewohner umgestaltet.

Tipp: An der St.-Annen-Straße 1 bietet das von einer Behinderteneinrichtung geführte Marli-Cafe Gelegenheit zu Einkehr und Imbiss.

Ein Besuch des Aegidienhofes ist für Kinder geeignet.

Der Aegiedienhof ist für Rollstuhlfahrer zugänglich.

 

Aegidienhof in Lübeck
Karte Innenstadt LübeckPosition Ägidienhof in Lübeck