Kunsthalle St. Annen
Widerspruch und doch Synthese – so bietet sich die hochmoderne Lübecker Kunsthalle den Besuchern dar. Der kompakte Ziegelbau, errichtet auf der Ruine einer Klosterkirche, offenbart erst auf den zweiten Blick eine stete sensible Zwiesprache mit der sakralen Architektur des Mittelalters.
Im 16. Jahrhundert entstand an diesem Ort ein Augustinerinnenkloster. Nur kurze Zeit lebten hier die Nonnen, dann kam es infolge der Reformation zu anderen Nutzungen. Schließlich brannte 1841 die Klosterkirche fast bis auf die Grundmauern nieder. In die ebenfalls in Mitleidenschaft gezogenen, aber wieder hergerichteten Klosterräume zogen zu Beginn des 20. Jahrhunderts Lübecks bedeutendste kulturhistorische Sammlungen ein – das St. Annen-Museum war damit gegründet.
Die angrenzende Kirchenruine aber blieb stehen, bis dort 2003 die neue Kunsthalle als Geschenk der Possehl-Stiftung an die Hansestadt eröffnet wurde. Dem Lübecker Architekten Ingo Siegmund ist es gelungen, die Ruine der Klosterkirche auf eine unaufdringliche und zugleich beharrliche Weise in den neuen kubistischen Backsteinbau einzubeziehen, ohne dabei zu historisieren. Durch das hohe Kirchenportal betritt man den zur Straße hin offenen Innenhof des Museums – zugleich das Mittelschiff der alten Kirche, das von den verglasten Seitenschiffen, die Cafe und Garderobe des Neubaus aufgenommen haben, umrahmt wird. Weit darüber hinaus ragt wie ein monolithischer Turm der Hauptteil des Neubaus.
Im Inneren ist die Kunsthalle in vier Ebenen gegliedert und bietet damit etwa 1000 qm Ausstellungsfläche für die städtische Sammlung moderner Kunst des 20. Jahrhunderts und der Gegenwart sowie für Wechselausstellungen.
Dank des grauen Sichtbetons und weißgetünchter Wände tritt die einzigartige Architektur des Hauses im Inneren nie in Konkurrenz zu den großzügig gehängten Kunstwerken.
2004 gelangte durch eine Schenkung die 1400 moderne Grafiken und Drucke umfassende Sammlung der Berliner Kunstsammlerin Leonie von Rüxleben in den Besitz der Hansestadt. Teile daraus werden regelmäßig in der Kunsthalle präsentiert.
Tipp:
Von der Kunsthalle sind es nur wenige Meter bis ins benachbarte St. Annen-Museum, dessen Sammlungsschwerpunkt die sakrale Kunst des Mittelalters ist.
Kunsthalle St. Annen
St. Annen-Straße 15
Ein Besuch der Kunsthalle ist für Kinder bedingt geeignet.
Die Ausstellungsetagen sind durch Fahrstuhl für Rollstuhlfahrer erschlossen.
Öffnungszeiten:
01.01.-31.03. | Di-So | 11-17 Uhr
01.04.-31.12. | Di-So | 10-17 Uhr
