Das Lübecker Rathaus

Bereits 1230 wurde mit dem Bau des Lübecker Rathauses begonnen – und seitdem hat man das beeindruckende Bauwerk immer wieder verändert. Heute gilt der zentral am Markt gelegene Bau als eines der schönsten und ältesten deutschen Rathäuser. Geführte Besichtigungen werden an Wochentagen mehrmals angeboten.

Bis 1225 befand sich das Haus des Rates der Stadt Lübeck an der Nordwestecke des Marktes. Jedoch wurde dieses zu klein und man verlegte die Sitzungen in das gegenüber liegende Gewandhaus. Dieses wurde weiterhin zugleich seinem ursprünglichen Zweck entsprechend als Kaufhaus für Tuche genutzt. Auch dort reichte der Platz für die Verwaltung der aufstrebenden Hansestadt, die 1226 die Reichfreiheit verliehen bekommen hatte, bald nicht mehr aus. So begann man 1230 mit einem Erweiterungsbau an der Breiten Straße. Von dieser frühen Zeit zeugen noch spätromanische Teile der Südwand. Ein Großfeuer vernichtete 1251 Teile der Innenstadt und auch des Rathauses, dessen Wiederaufbau jedoch umgehend in Angriff genommen wurde.

1288 begann man mit dem Anbau des Langen Hauses nach Süden hin. Dieser als Festsaal (Danzelhaus) genutzte Komplex ruht auf schweren Granitsäulen, da sich darunter die angestammten Verkaufsbuden der Goldschmiede am Markt befanden, die man nicht vertreiben wollte. 1351 war das neue Rathaus als zweiflügeliger Bau mit Innenhof und der beeindruckenden Schaufassade vollendet.

In den kommenden Jahrhunderten diente es als Verwaltungssitz, Ratsstube, Gerichtsstätte und für Tagungen, es wurde jedoch auch als Verkaufshalle und Lager genutzt. Mit der Zeit wurde das Rathaus immer wieder erweitert, an- und umgebaut: 1442 begann man mit dem Anbau des Neuen Gemachs, der Kriegsstube, die von einzigartigen Holzschnitzereien geschmückt war, welche im Zweiten Weltkrieg verbrannten. Die marktseitige Schaufassade erhielt runde Löcher, damit sie nicht vom Wind eingedrückt werden konnte. Auf der Nordseite des Hauptgebäudes baute man 1483 das Kanzleigebäude an. Marktseitig wurde das Rathaus um die Renaissancelauben ergänzt, die mit ihrem hellen Anstrich einen sehr deutlichen Kontrast zu dem dunkel glasierten Backstein des Haupthauses bilden. Ebenfalls im Renaissancestil entstanden auf der Seite Breite Straße der Erker neben dem Haupteingang sowie eine Treppe, die Ende des 19. Jahrhunderts wegen Baufälligkeit als Kopie erneuert wurde.

Das Lübecker Rathaus diente nicht nur der Stadtverwaltung, sondern war Zentrum der Hanse. Etliche Versammlungen der Hansestädte, die Hansetage, fanden im sogenannten Hansesaal des Rathauses statt, der 1818 durch den Einbau von Büroräumen beseitigt wurde. Im Ratssaal, dem späteren Audienzsaal, tagte das Obergericht und das Appelationsgericht als letzte juristische Instanz zahlreicher Städte nach lübischem Recht in Nordeuropa.

Teile der Inneneinrichtung des Rathauses sind im vorletzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts im neugotischen Stil umgestaltet worden. Dies betrifft vor allem die Eingangshalle und den Bürgerschaftssaal. Zu den beeindruckendsten Innenräumen gehört der Audienzsaal mit seiner Rokoko-Ausstattung sowie zahlreichen bildlichen Darstellungen aus der Geschichte der Hansestadt. Heute ist das Rathaus der Sitz des Bürgermeisters, hier tagt die Lübecker Bürgerschaft. Das angrenzende Kanzleigebäude wird seit einem Umbau 2005 von Gastronomiebetrieben und Geschäften genutzt. In der dortigen Großen Kommissionsstube hat sich die reich geschnitzte Renaissancevertäfelung mit umlaufenden Sitzbänken aus dem frühen 17. Jahrhundert erhalten.

Am Haupteingang des Rathauses in der Breiten Straße erinnern der Türbeschlag aus dem 14. Jh. mit Bildnissen von den sieben Kurfürsten und dem Kaiser sowie die beiden Beischlagwangen mit dem Kaiser als Symbol der Macht und dem Wilden Mann als Sinnbild der Stärke an die großen Zeiten der Hansestadt Lübeck.

Eine Besichtigung des Rathauses ist für ältere Kinder geeignet.

Das Lübecker Rathaus ist nach Anmeldung unter 1221005 auch für Gehbehinderte und Rollstuhlfahrer zugänglich, ein behindertengerechtes WC ist vorhanden.

Wochentags um 11 Uhr, 12 Uhr und 15 Uhr sowie samstags und sonntags um 15.30 Uhr werden Führungen angeboten, sofern keine Veranstaltungen das Rathaus in den Räumen stattfinden.

Tipp: Unter beeindruckenden Gewölben kann man im historischen Ratskeller wie eh und je Speis und Trank genießen.